Donnerstag, 29. Januar 2009

Vom Forum Social Carajas zum Weltsozialforum Belém




Der letzte Tag mit der MST-Delegation: Wir besuchen die älteste Siedlung der MST, Palmares, in der Nähe der Stadt Perauapebas. Hier war die Besetzung des Landes erfolgreich: die BäuerInnen konnten nachweisen, dass sie gemäß brasilianischer Verfassung Anspruch auf Land haben und dass das in Frage stehende Land seitens des Großgrundbesitzers nicht genutzt wurde bzw. illegal genutzt (z.B. mittels Sklavenarbeit) oder illegal angeeignet wurde. Wer bei einer Besetzung mitmacht, weiß, dass er oder sie dabei das eigene Leben riskiert. 1996 wurden 19 BäuerInnen beim sogenannten Massaker von El Dorado erschossen. Soziale Kämpfe im wahrsten und schrecklichen Sinn des Wortes.



Nach mehreren Stunden Fahrt über eine schnurgerade Straße kommen wir schließlich in Belém an. Das WSF beginnt traditionellerweise mit einem Marsch durch die Straßen der Stadt, zehntausende Menschen von sozialen Bewegungen aus der ganzen Welt, singend, tanzend, und sich in ihrer Buntheit und Verschiedenheit zeigend. Die Stimmung ist freundlich und beschwingt. Ein gewaltiger Regen durchnässt uns bis auf die Knochen, mehr erfrischend als störend, da die Luft untertags sehr heiß und schwül wird.

Inhaltliche Schwerpunkte des Weltsozialforums sind schwierig festzustellen; das Forum ist entlang 10 thematischer Schwerpunkte organisiert und hat insgesamt rund 2000 Workshops oder andere Veranstaltungen. Neben thematischen Diskussionen geht es beim WSF auch um Vernetzung der zivilgesellschaftlichen Bewegungen, und auch teils um gemeinsame Strategieentwicklung. Die Ausbeutung des Amazonas-Gebietes ist jedenfalls eines der stark vertretenen Themen, aus allen Perspektiven (indigene Völker, Energiefrage, Umwelt und Nachhaltigkeit etc); desgleichen die Auswirkung der Finanzkrise bzw. tiefergehend die Frage, was die Alternativen zu einem System sein können, das offensichtlich in die Zerstörung der Lebensgrundlagen führt und die Missachtung der Menschenrechte eines Großteils der Menschen in Kauf nimmt.

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