Montag, 2. Februar 2009

Eine andere Welt planen... Steueroasen schließen, mehr Geld für Entwicklung

Zweiter Tag des WSF, und der erste mit inhaltlichem Programm. Das Veranstaltungsgelände ist weitläufig, und so auch die inhaltliche Bandbreite. Bei einem Seminar zur Finanzkrise spricht John Christensen, Direktor des Tax Justice Networks, der zuletzt im Dokumentarfilm „Let's make money“ Aufsehen erregt hat - mit seinen Einblicken in die Welt der Steueroasen. „Tax havens are the engines of chaos“ - als Schattenökonomie beherbergen sie geschätzte 11.3 Billionen $ des weltweiten Privatvermögens und über sie werden etwa 50 % des Welthandels abgewickelt - dies allerdings ohne jede Aufsicht oder Regulierung.

Kernaufgabe der Steueroasen ist dabei - wie der Name schon sagt - reichen Privatleuten und großen Firmen dabei zu helfen, Steuerzahlungen zu vermeiden. Dabei wären laut Christensen Steuern das maßgebliche Instrument auch für Entwicklungspolitik und Armutsbekämpfung. Die „Hilfszahlungen“ des Nordens an den Süden wären obsolet, und die politische Autonomie der Länder des Südens in Bezug auf die Gestaltung ihrer Entwicklung gesichert.

Die politische Tendenz gehe allerdings derzeit in eine andere Richtung: Besonders London habe ein starkes Interesse, möglichst schnell zum „Business as usual“ zurückzukehren, sagt Christensen. Kein Wunder, da die City of London in den 80er Jahren gezielt zu einer der größten Steueroasen dereguliert und damit der „Finanzplatz London“ erst geschaffen wurde. Das Stichwort „Development“ stößt unter den TeilnehmerInnen des WSF übrigens auf keine besondere Begeisterung - wenn ich erzähle, was ich beruflich tue, stoße ich meist auf ein kurzes beredtes Schweigen.

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