Die Antwortet lautet: „3”. Obgleich wir vor einer Eukalyptusplantage einige Kilometer von Marabá entfernt stehen, ähneln sich die Bäume auf erst irritierende, dann verdächtige Weise. Es handelt sich um eine Eukalyptuspflanzung der Firma Sinobras (Eisen- und Stahlproduktion bzw. Verwertung), die hier auf einstmaligem Regenwaldgebiet den Rohstoff für ihre Holzkohleproduktion anbaut. Alle Bäume hier sind geklont und gehen auf 3 Individuen zurück. Und das kann man sehen. „Die Biodiversität ist damit kleiner als 1”, sagt Gustavo Negreiros, der ein Studienprogramm über Ressourcenmanagement im Amazonas und Humanökologie leitet. „Nicht einmal eine einzige Art ist in diesen Pflanzungen repräsentiert.”
Die Verwertung der Amazonas-Region ist das Thema unserer Delegationsreise, die gestern im „Sozialforum Von Carajás” gipfelte. Mehr als 150 TeilnehmerInnen sind wir mittlerweile, darunter viele JournalistInnen. Die brasilianische Regierung folgt dabei einem Entwicklungsbegriff, den die MST und ihre Partnerorganisationen auf das Schärfste kritisieren: Familien werden aus ländlichen Gebieten abgesiedelt, um einem geplanten Eisenverarbeitungsgebiet Platz zu machen; dieses wird in der Nähe des Flusses angesiedelt und wird von den künftigen Staudammprojekten profitieren; im Nationalwald von Carajás gewahrt die Regierung dem zweitgrößten Bergbau-Konzern der Welt (ehemals im brasilianischen Staatseigentum) die Konzession, die extrem reichhaltigen Bodenschätze im Tagbau abzubauen.
Nutzen für die Region: 2Prozent Steuern, keine Zahlungen für die Konzession. 98Prozent Gewinn für den Konzern. „Wir sind nicht gegen ökonomische Entwicklung- aber wir wollen bestimmen was und wie”, sagt eine Rednerin beim Forum. „Die Regierung bezieht die Bevölkerung nicht ein, informiert nicht.” Zudem müsse man bedenken, dass 560.000 Familien in der Region von der kleinbäuerlichen Landwirtschaft leben- und auch so leben wollen (sofern sie eigenes Land zum Bewirtschaften bekommen). Die Arbeitsplätze durch Industrialisierung sind deutlich geringer an der Zahl...
Unser Programm ist dicht gedrängt; heute geht es weiter zu einem Settlement der MST, wo vor rund 10 Jahren ein Massaker an den BäuerInnen stattgefunden hat. Danach fahren wir weiter nach Belém.